Berlin lockte mich im Vorfeld, weil mich der Fotografie-Studiengang fasziniert hat. Seit drei Jahren arbeite ich nebenberuflich als selbstständiger Fotograf und ich habe viele Grundlagen im Selbststudium und in meinem Halbjahrespraktikum kennen gelernt. Es war für mich sehr wichtig, dies nun in einem anderen Land zu vertiefen und mit neuen Aspekten zu bereichern.
Die private Universität war sehr international. Zu meinem Erstaunen waren nur sehr wenig deutsche Studierende vor Ort, vielmehr waren wir eine bunte Mischung aus allen Kontinenten. Die Unterrichtssprache war durchgehend Englisch. Ich konnte mich jedoch sehr gut orientieren und verständigen. Die Lage am Potsdamer Platz ist äusserst zentral, die Infrastruktur aber etwas mitgenommen und in der Mensa war das einzige Angebot eine Fertigpizza. Hingegen sind die Fotostudios und das Personal der Ausleihe sehr hilfsbereit und professionell.
Ich habe mich mit vielen Dozierenden sehr gut verstanden. Der Unterricht war jedoch viel freier und weniger strukturiert als gewohnt. Am meisten gelohnt hat sich aktives Zugehen auf die Dozierenden, damit man auch ausserhalb des Unterrichts von ihren Erfahrungen profitieren konnte. Der Bereichsleiter Fotografie, Michael Danner, ist ein ausserordentlich kompetenter und engagierter Fotograf, und ich konnte durch unseren intensiven Austausch sehr viel lernen.
Ich besuchte die Vorlesungen «experimental darkroom», «documentary photography», «ethics» und «moving portraits». Auch bei der Modulwahl musste ich viel investieren, da die Organisation doch eher kompliziert ist. Viel Geduld und aktives Nachfragen lohnen sich, um ans Ziel zu kommen.
Der Workload in Berlin war deutlich kleiner als ich das von der Fachhochschule Graubünden gewohnt bin. Dies ermöglichte mir, das vielseitige Berlin in zahlreichen Ausstellungen und Events zu entdecken.
Als schöne Erinnerung bleiben mir das selbst gestaltete Fotobuch «Dönerstag», ein filmisches Kurzportrait «Martha» sowie die Studienreise an die «Paris Photo», eine der weltgrössten Fotoausstellungen.
Besonders das Medium Fotobuch hat mich sehr fasziniert und mir eine neue Welt eröffnet.

Berlin im Winter ist eine emotionale Herausforderung. Die Tage sind kalt, kurz und grau. Glücklicherweise habe ich auf wgzimmergesucht.de rasch ein WG Zimmer in Neuköllln, nahe Tempelhoferfeld, gefunden, in welchem ich mich auch sehr wohl gefühlt habe. Trotzdem war ich von der Grösse der Stadt und den verschiedenen Facetten oft erschlagen. Berlin ist ein hartes Pflaster, ich musste mit viel Alleinsein, langen U‑Bahnfahrten und Schwierigkeiten Anschluss zu finden, zurechtkommen. Trotzdem lohnen sich die vielen coolen Bars, Vintage Läden und Clubs.

Rückblickend ist der Perspektivenwechsel sehr bereichernd, ich habe meine Komfortzone verlassen, all die neuen Eindrücke aufgesaugt und an Selbstvertrauen gewonnen.
Nick Steinmann
Multimedia Production
University of Europe, Berlin — Photography
Herbstsemester 2024/2025
