Ein Collage-Bild zur Bombardierung von Schaffhausen am 1. April 1944: oben links ein Luftbild der Stadt während des Angriffs, in der Mitte ein amerikanischer B-24 Bomber, der Bomben abwirft, und rechts unten ein älterer Mann als Zeitzeuge. Der Text auf dem Bild lautet: „Die Tragödie vom 01. April 1944 - Bomben auf Schaffhausen - Ein Bericht von Aileen Azzola“.
Luftbild von Schaffhausen während des Bombenangriffs, unten rechts einen Zeitzeugen

Bomben auf Schaffhausen 

Aileen Azzola
Es gilt als der schlimmste Tag in der Geschichte Schaffhausens: Die Bombardierung der Stadt am Rhein durch die US Army Air Force am 1. April 1944 – ein gutes Jahr vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs – welche bis heute tief im Gedächtnis der Stadt verankert ist. Aileen Azzola hat sich in ihrem Studium mit dieser Tragödie befasst und mit einem Radiofeature und Video Aufklärungsarbeit betrieben. 

Hand aufs Herz. Wusstest du Bescheid über diese Tragödie? 40 Sekun­den Bomben­re­gen, 400 Brand- und Spreng­bomben, welche 40 Todes­opfer forderten. Scham erhaschte mich, als ich vor eini­gen Jahren als Prak­tikan­tin bei einem Schaffhauser Lokalra­dio zum ersten Mal davon hörte. Ich wohne zwar nicht im Kan­ton Schaffhausen, bin als damals 19-jährige Zürcherin eigentlich jedoch genug nah an der Gren­zre­gion, um ein­mal davon gehört zu haben – sollte man zumin­d­est meinen. Die andere Frage ist jedoch, wie viele andere junge Men­schen hier in der Schweiz wohl nichts (mehr) über diese Tragödie wis­sen. 

Während die Bom­bardierung in Schaffhausen nach wie vor tief ver­ankert ist, bemerk­te ich, dass dies zumin­d­est bei meinen Mitstudent:innen an der Fach­hochschule Graubün­den nicht der Fall war. Ich sah oft in fra­gende Gesichter, wahrschein­lich mit dem gle­ichen Aus­druck wie meines damals als Radio-Prak­tikan­tin.  

Rauchwolken über Schaffhausen nach dem US-Luftangriff am 1. April 1944. (Quelle: Wipf, M. (2022). «Als wäre es gestern gewesen!». Schleitheim: stamm+co. AG.)
Rauch­wolken über Schaffhausen nach dem US-Luftan­griff am 1. April 1944. (Quelle: Wipf, M. (2022). «Als wäre es gestern gewe­sen!». Schlei­theim: stamm+co. AG.)

In einem Radiofea­ture habe ich die Geschichte dieser Bom­bardierung aufgear­beit­et. Zur Sprache kom­men beispiel­sweise der zeitliche Ablauf des 1. April 1944 sowie die Frage, wie es über­haupt zu dieser irrtüm­lichen Bom­bardierung kom­men kon­nte. Zudem geben drei Zeitzeug:innen Ein­blick in ihre Erin­nerun­gen. So erzählt Hans Bad­er, wie er durch die Bom­bardierung seine Eltern ver­loren hat. Die Schwest­ern Ruth und Eva Müller erzählen, wie sie in der Schule um ihr Leben bangten. Emo­tionale Blicke in die Ver­gan­gen­heit, welche musikalisch begleit­et und durch eine behut­sam gewählte Geräuschkulisse unter­malt wer­den.  

Abgerun­det wird die Arbeit durch ein Video, welch­es unter anderem eine Stadt­führung mit dem Schaffhauser His­torik­er und Buchau­tor Matthias Wipf zeigt. Sowohl im Fea­ture als auch im Video wer­den ver­schiedene Stadt­teile, die bom­bardiert wor­den sind, unter die Lupe genom­men. 

Der Schaffhauser Bahnhof war von der Bombardierung am schwersten betroffen. 18 Menschen verloren hier ihr Leben. (Quelle: Wipf, M. (2019). Die Bombardierung von Schaffhausen – ein tragischer Irrtum (3. Aufl.). Schaffhausen: Meier Buchverlag.)
Der Schaffhauser Bahn­hof war von der Bom­bardierung am schw­er­sten betrof­fen. 18 Men­schen ver­loren hier ihr Leben. (Quelle: Wipf, M. (2019). Die Bom­bardierung von Schaffhausen – ein tragis­ch­er Irrtum (3. Aufl.). Schaffhausen: Meier Buchver­lag.)

Es ist schwierig, so einem emo­tionalen und schw­eren The­ma gerecht zu wer­den. Seit meinem 19. Leben­s­jahr begleit­et mich dieses Ereig­nis und liess mich nicht mehr los. Ich besuchte Gedenkan­lässe, Buchvernissagen und Muse­um­sausstel­lun­gen mit dem Gedanken, die Geschehnis­sen im Rah­men eines Audio-Stücks aufzuar­beit­en. Es hat sieben Jahre gedauert, bis ich mich nun endlich getraut habe. 

Alle Interviewgäste auf einen Blick. (v.l.n.r.) Schaffhauser Historiker und Buchautor Matthias Wipf, die Zeitzeuginnen Eva- und Ruth Müller sowie Hans Bader jeweils mit der Autorin Aileen Azzola.
Alle Inter­viewgäste auf einen Blick. (v.l.n.r.) Schaffhauser His­torik­er und Buchau­tor Matthias Wipf, die Zeitzeug­in­nen Eva- und Ruth Müller sowie Hans Bad­er jew­eils mit der Autorin Aileen Azzo­la.

Ver­linkung zum Pro­jekt 

https://aibhlinarts.wordpress.com/2023/12/08/bomben-auf-schaffhausen

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