Hand aufs Herz. Wusstest du Bescheid über diese Tragödie? 40 Sekunden Bombenregen, 400 Brand- und Sprengbomben, welche 40 Todesopfer forderten. Scham erhaschte mich, als ich vor einigen Jahren als Praktikantin bei einem Schaffhauser Lokalradio zum ersten Mal davon hörte. Ich wohne zwar nicht im Kanton Schaffhausen, bin als damals 19-jährige Zürcherin eigentlich jedoch genug nah an der Grenzregion, um einmal davon gehört zu haben – sollte man zumindest meinen. Die andere Frage ist jedoch, wie viele andere junge Menschen hier in der Schweiz wohl nichts (mehr) über diese Tragödie wissen.
Während die Bombardierung in Schaffhausen nach wie vor tief verankert ist, bemerkte ich, dass dies zumindest bei meinen Mitstudent:innen an der Fachhochschule Graubünden nicht der Fall war. Ich sah oft in fragende Gesichter, wahrscheinlich mit dem gleichen Ausdruck wie meines damals als Radio-Praktikantin.

In einem Radiofeature habe ich die Geschichte dieser Bombardierung aufgearbeitet. Zur Sprache kommen beispielsweise der zeitliche Ablauf des 1. April 1944 sowie die Frage, wie es überhaupt zu dieser irrtümlichen Bombardierung kommen konnte. Zudem geben drei Zeitzeug:innen Einblick in ihre Erinnerungen. So erzählt Hans Bader, wie er durch die Bombardierung seine Eltern verloren hat. Die Schwestern Ruth und Eva Müller erzählen, wie sie in der Schule um ihr Leben bangten. Emotionale Blicke in die Vergangenheit, welche musikalisch begleitet und durch eine behutsam gewählte Geräuschkulisse untermalt werden.
Abgerundet wird die Arbeit durch ein Video, welches unter anderem eine Stadtführung mit dem Schaffhauser Historiker und Buchautor Matthias Wipf zeigt. Sowohl im Feature als auch im Video werden verschiedene Stadtteile, die bombardiert worden sind, unter die Lupe genommen.

Es ist schwierig, so einem emotionalen und schweren Thema gerecht zu werden. Seit meinem 19. Lebensjahr begleitet mich dieses Ereignis und liess mich nicht mehr los. Ich besuchte Gedenkanlässe, Buchvernissagen und Museumsausstellungen mit dem Gedanken, die Geschehnissen im Rahmen eines Audio-Stücks aufzuarbeiten. Es hat sieben Jahre gedauert, bis ich mich nun endlich getraut habe.

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