Von Anfang an war mir klar, dass ich meinen Horizont mit einem Austauschsemester erweitern möchte. Dabei ging es mir nicht nur um meinen akademischen Werdegang, sondern auch um meine persönliche Entwicklung. Ich wusste, dass ein Auslandsaufenthalt mir wertvolle Erfahrungen für das Leben bringen würde – mehr Selbstständigkeit, neue Freundschaften, das Perfektionieren einer anderen Sprache und ein völlig neues Umfeld.
Die Entscheidung für London als Studienstandort war jedoch zu Beginn nicht eindeutig. Ein ausschlaggebender Punkt war das breit gefächerte Studienangebot im Bereich Multimedia an der London Metropolitan University. Ausserdem spielte der Wunsch, Bern zu verlassen und für einige Monate in einer Grossstadt zu leben, eine entscheidende Rolle.
Letztendlich überzeugtere mich London durch seine multikulturelle Vielfalt sowie die Möglichkeit, meine Englischkenntnisse weiter zu vertiefen.
Die London Metropolitan University
An der London Metropolitan University hatte ich die Möglichkeit, vier Module frei zu wählen, solange sie 60% mit meinem Stundenplan an der FHGR übereinstimmten. Diese wurden wöchentlich in Halbtagsblöcken unterrichtet, wobei jedes Modul drei Stunden pro Woche umfasste. Als Austauschstudentin war dies ein grosses Privileg, da es mir genügend Zeit liess, die Stadt zu erkunden oder mich auf individuelle Projekte zu konzentrieren.
Ein weiterer Vorteil war die modulabhängige Klassenzusammensetzung: Die Gruppen waren jedes Mal unterschiedlich und bestanden aus maximal 10 – 15 Studierenden. Dadurch herrschte eine persönliche und interaktive Lernatmosphäre. Die Dozent*innen an der Universität waren äusserst kompetent und zugleich sehr sympathisch. Sie gaben sich grosse Mühe, den Lernstoff verständlich zu vermitteln und unterstützen uns aktiv dabei, das Semester erfolgreich zu absolvieren. Hilfreich war zudem die Welcome Week in der ersten Studienwoche. Sie bot verschiedene Events, die den Studierenden die Möglichkeit gaben, sich gegenseitig kennenzulernen und sich besser in die neue Umgebung einzufinden.
Die meisten Studierenden in meinem Kurs waren internationale Studierende, die ihren Bachelor über drei Jahre hinweg in London absolvieren. Das bedeutete, dass man nur selten mit Locals in Kontakt kam, was ich etwas schade fand. Ein weiterer Nachteil war die kurze Dauer des Semesters. In London gehen die Semester nur von September bis Dezember, wobei Projektarbeiten teilweise bis Ende Januar eingereicht werden können. Für mich war diese Zeitspanne zu kurz – nach drei Monaten hat man sich gerade erst richtig eingelebt, und dann muss man das Land schon wieder verlassen.
Gelebt habe ich in einem Studentenwohnheim namens «The Stay Club, Kentish Town», das von meiner Heimhochschule empfohlen wurde. Die Lage war praktisch, da es sich in der Nähe der Universität befand und etwa 90% der Austauschstudierenden dort untergebracht waren. Das machte es einfach, Kontakte zu knüpfen. Zudem ist die Gegend sicher, und alle wichtigen Geschäfte sowie öffentliche Verkehrsmittel sind in unmittelbarer Nähe. Ein grosser Nachteil war jedoch die Wohnsituation: Man musste sich ein Zimmer teilen, und der Platz war sehr begrenzt. Angesichts der hohen Kosten empfand ich das Preis-Leistungs-Verhältnis als unfair. Deshalb würde ich empfehlen, stattdessen ein WG-Zimmer zu suchen, um mehr Komfort für einen bessren Preis zu erhalten.

Wer ein Austauschsemester in London absolvieren möchte, sollte sich im Vorfeld unbedingt über die Kosten informieren. Die London Metropolitan University ist keine Partnerhochschule der FHGR, und nach Londonder Standards sind die Studiengebühren daher extrem hoch – und das, bevor man überhaupt die Lebenshaltungskosten einkalkuliert.
Wer es sich jedoch leisten kann, dem würde ich ein Austauschsemester in London absolut empfehlen! Die Stadt ist riesig, unglaublich vielfältig und bietet jeden Tag neue Möglichkeiten, etwas zu entdecken. Kein Tag ist langweilig – besonders für diejenigen, die aus einer Kleinstadt kommen und für einige Monate in eine völlig andere Lebenswelt eintauchen möchten.
Das Austauschsemester hat mich sowohl akademisch als auch persönlich weitergebracht. Es war eine wertvolle Erfahrung, für einige Monate einen völlig neuen Wind in mein Leben zu lassen: Neue Menschen kennenzulernen, mich selbst herauszufordern, allein loszuziehen, Neues zu erleben und auf andere zuzugehen. Auch das Wohnen in einem anderen Land, ohne sich an den gewohnten Schweizer Standard anzupassen, war eine bereichernde Erfahrung. Besonders spannend ist es in meiner Studienrichtung, Multimedia Production, in einem anderen Blickwinkel zu erleben. Die Möglichkeit, neue Dozent*innen kennenzulernen, ihre Lernmethoden zu beobachten und von ihrer Erfahrung zu profitieren, war inspirierend.
Auch sprachlich hat mir das Semester viel gebracht – mein Englisch hat sich definitiv verbessert. Und ein Austauschsemester in London sieht im Lebenslauf auch einfach grossartig aus.
Natürlich kann es auch später im Leben noch die Gelegenheiten geben, ins Ausland zu gehen oder dort zu arbeiten. Aber ein Austauschsemester während des Studiums ist eine einzigartige Chance, die ich wirklich jedem und jeder ans Herz legen würde, die/der die Möglichkeit dazu hat.