Das Bild zeigt eine Illustration einer zusammengekauerten Figur vor einem Laptop. Darüber steht der Text "Hassbilder verletzen!". Oben links im Bild befindet sich ein Logo mit dem Text "Hassbilder verletzen".
Verbreitung von Hass und Hetze in den sozialen Medien (Bild: Aline Hafen)

Forschungsprojekt zu Merkmalen und der Governance von Hassbildern

Franziska Oehmer-Pedrazzi
Soziale Plattformen wie Instagram oder TikTok sind aus unserem beruflichen und privaten Alltag kaum mehr wegzudenken. Neben den positiven Aspekten dieser Plattformen, die einen einfachen Meinungsaustausch und Vernetzung ermöglichen, zeigt sich jedoch auch eine problematische Seite: die Verbreitung von Hass und Hetze u.a. auch in visueller Form, darunter Memes, Karikaturen und Fotos, oft anonym veröffentlicht. 

Has­srede umfasst dabei sämtliche Äusserun­gen, die soziale Grup­pen oder Ange­hörige von sozialen Grup­pen auf­grund eines Merk­mals her­ab­set­zen, verunglimpfen oder sog­ar bedro­hen. Davon betrof­fen sind u.a. Promi­nente, Sportler:innen, Wissenschaftler:innen, Peo­ple of Col­or, Men­schen mit Behin­derun­gen, mit niedrigem Einkom­men, aber auch Per­so­n­en mit bes­timmten Ein­stel­lun­gen oder auch Impf­s­ta­tus.  

Wirkkraft von Bildern

Forschung zur dig­i­tal­en Has­srede hat sich bish­er jedoch v.a. mit der Ver­bre­itung, den Inhal­ten und Wirkun­gen von textlich­er Has­srede – d.h. Has­srede im wörtlichen Sinn – auseinan­derge­set­zt. Die visuelle Ver­bre­itung von Hass und Het­ze stand ver­gle­ich­sweise sel­ten im Fokus wis­senschaftlich­er Analy­sen. Obwohl angenom­men wer­den kann, dass die ohne­hin durch meist dig­i­tal­en Hass ver­bre­it­eten neg­a­tiv­en Fol­gen durch die beson­dere Wirkkraft von Bildern und visuellen Inhal­ten noch poten­ziert wer­den. Denn: Bilder binden im Ver­gle­ich zu reinen Tex­ten mehr Aufmerk­samkeit, sind in der Regel leicht ver­ständlich und wer­den wahrschein­lich­er erin­nert. Visuelle Inhalte führen auch zu mehr Inter­ak­tio­nen auf sozialen Plat­tfor­men. Zudem wird ins­beson­dere Fotos ein hohes Mass an Authen­tiz­ität zuge­sprochen.  

Das Forschung­spro­jekt, das von Forschen­den der Fach­hochschule Graubün­den und der Uni­ver­sité de Fri­bourg geleit­et wird, wid­met sich dieser Forschungslücke. Im Zen­trum ste­hen die Fra­gen, welche Absender:innen, Has­sob­jek­te, Inten­sitätsstufen und Stilmit­tel sich in der visuellen Has­skom­mu­nika­tion in der Schweiz iden­ti­fizieren lassen. Die Has­s­bilder wur­den mith­il­fe ein­er Daten­spende, zu der die Schweiz­er Bevölkerung als Form der Cit­i­zen Sci­ence aufgerufen wurde, gesam­melt und mit ein­er stan­dar­d­isierten Inhalt­s­analyse unter­sucht. 

Verbreitung nicht nur über etablierte Kommunikationsplattformen

Die Ergeb­nisse zeigen mit Blick auf die Kanäle, die zur Ver­bre­itung von Has­s­bildern einge­set­zt wer­den, dass neben den etablierten Kom­mu­nika­tion­splat­tfor­men wie Twit­ter (neu: X); Insta­gram und Face­book auch Plat­tfor­men als Ver­mit­tler von Hass dienen, die bish­er eher nicht im Fokus der Forschung und Reg­ulierung standen. Zum einen tra­gen auch pub­lizis­tis­che Medi­en durch das Abbilden von Has­s­bildern zu ein­er ver­stärk­ten Reich­weite der Has­s­botschaften bei – auch wenn sie diese kri­tisch in den Artikeln besprechen. Zum anderen wur­den auch Has­s­bilder ein­gere­icht, die auf nutzer­basierten Ver­sand- und Kleinanzeigen­plat­tfor­men wie Ama­zon oder tutti.ch veröf­fentlicht wur­den, die über hohe Nutzungszahlen und geringe Melde- und Beschw­erdeop­tio­nen ver­fü­gen. 

Der Hass richtet sich über­wiegend gegen Trans­gen­der­per­so­n­en und Ausländer:innen.  Auch Ein­stel­lun­gen stellen den Anlass von Anfein­dun­gen dar und kön­nen als Indika­tor für eine polar­isierte Gesellschaft gedeutet wer­den. Has­s­bilder wer­den in etwas gle­ichem Masse durch ressourcenstarke Organ­i­sa­tio­nen wie bspw. Parteien als auch Indi­viduen mit Klar­na­men und Pseu­do­nym ver­mit­telt. 

In einem näch­sten Schritt wer­den Gegen­mass­nah­men von Has­s­bildern auf ihre Wirk­samkeit getestet. Das Pro­jekt wird durch das Bun­de­samt für Kom­mu­nika­tion gefördert.   

Pro­jek­tweb­seite: www.hassbilder-verletzen.ch 

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