Obwohl Rätoromanisch eine der vier Landessprachen der Schweiz ist, gehört es zu den bedrohten Sprachen. Um den Bestand der rätoromanischen Idiome weiterhin zu sichern, ist zweierlei nötig: Es ist wichtig, die Sprache im Alltagsgebrauch zu halten sowie die Sprachkompetenzen vor Ort und in der Diaspora auszubauen. Hier setzt IdiomVoice an: Es bietet einen innovativen Ansatz, mithilfe eines Chatbots den Sprachenerhalt der rätoromanischen Idiome zu sichern.
KI-gestützte Chatbots für Sprachenerhalt nutzen
Chatbots sind mittlerweile ein wichtiger Bestandteil des alltäglichen Lebens geworden, sei es in der Beantwortung von Kundenanfragen oder als digitaler Assistent in Form von Generativen KI-Tools wie ChatGPT. Diese digitalen Hilfsmittel können funktionale Dialoge in natürlicher Sprache führen. Im Bereich des Sprachenlernens lässt sich dies nutzen, um die Mündlichkeit und aktive Sprachverwendung zu fördern. Der Chatbot von IdiomVoice ermöglicht Sprachlernenden erste einfache Dialoge in Sursilvan zu führen. Um verschiedene Alltagssituationen üben zu können, verfügt der Chatbot über mehrere Persönlichkeiten. Der oder die Lernende wird z.B. in die Situation eines Restaurantbesuches versetzt, wobei der Chatbot die Rolle des Kellners einnimmt. Das didaktische Konzept mit der Definition der Persönlichkeiten wurde im Jahr 2024 in Zusammenarbeit mit der PH Graubünden erstellt. Am Ende des Projekts wird der Chatbot in das neue Lehrmittel «arvaportas» der PH Graubünden integriert und ergänzt es dadurch um notwendige Übungen zur Mündlichkeit im Dialog.
Daten bestimmen die Sprachqualität
Die Basis des Chatbots ist ein KI-gestütztes Sprachmodell. Derzeit ist kein Sprachmodell in der gewünschten Sprachqualität verfügbar, weswegen im Projekt zunächst ein neues Open-Access-Sprachmodell entwickelt wird. Dessen Qualität bemisst sich an der Qualität der (Sprach-)Daten, mit denen es trainiert wird – dem sogenannten Korpus. Mithilfe der Partner konnten bereits verschiedene sprachliche Quellen in den Korpus integriert werden. Um einen möglichst umfassenden und aktuellen Trainingskorpus zu haben, wurden im Rahmen einer «Sprachspende» alltagssprachliche Sätze und Redewendungen gesammelt. Die Aktion startete Ende 2024 mit einem Informationsstand am digidi der Lia Rumantscha und lief einen Monat. Per Online-Umfrage konnten Muttersprachler:innen zu verschiedenen Redeanlässen kurze Texte und Dialoge verfassen.
Im Jahr 2025 ist geplant, das Sprachmodell zu trainieren sowie einen ersten Prototyp des pädagogischen Chatbots zu entwickeln. Da das Sprachmodell open-access sein wird, steht es für weitere wirtschaftliche Verwertungen frei zur Verfügung. Die Einsatzmöglichkeiten werden im Anschluss an die Entwicklungsphase im Jahr 2026 mit Stakeholdern aus dem Gemeindewesen und Tourismus evaluiert.
Die Entwicklung von IdiomVoice ist möglich dank der finanziellen Unterstützung durch das Bundesamt für Kultur (BAK), das Amt für Kultur des Kantons Graubünden sowie den Förderverein der FH Graubünden.
