Eine Gruppe von sieben Personen sitzt um eine rote Couch in einem modern eingerichteten Raum mit Bücherregalen und Bildschirmen im Hintergrund. Die Gruppe besteht aus vier Frauen und drei Männern, die entspannt und freundlich in die Kamera lächeln. Vor ihnen steht ein niedriger weisser Tisch mit einer Pflanzenschale. Im Hintergrund sind Bücherregale mit bunten Zeitschriften und zwei grosse Bildschirme zu sehen – einer zeigt eine Nahaufnahme einer Person, die auf einem Tablet schreibt, der andere ein Porträt eines Mannes mit Text darüber.
Projektteam am Kick-Off: Simonne Bosiers, Flavia Hobi, Prof. Dr. Oliver Bendel, Nadine Ganz, Prof. Dr. Elke Schlote, Dr. Gion Sialm, Curdin Marxer (v.l.n.r.)

IdiomVoice – Rätoromanischer Chatbot für das Idiom Sursilvan

Nadine Ganz
IdiomVoice verfolgt das Ziel, ein Open-Access-Sprachmodell für das rätoromanische Idiom Sursilvan zu entwickeln. Darauf aufbauend entstehen spezialisierte Chatbots für vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Im Projekt wird als erster Anwendungsfall ein Chatbot für den didaktischen Kontext entwickelt, mit dem Sprachlernende einfache Alltagsdialoge führen können.

Obwohl Rätoro­man­isch eine der vier Lan­dessprachen der Schweiz ist, gehört es zu den bedro­ht­en Sprachen. Um den Bestand der rätoro­man­is­chen Idiome weit­er­hin zu sich­ern, ist zweier­lei nötig: Es ist wichtig, die Sprache im All­t­ags­ge­brauch zu hal­ten sowie die Sprachkom­pe­ten­zen vor Ort und in der Dias­po­ra auszubauen. Hier set­zt IdiomVoice an: Es bietet einen inno­v­a­tiv­en Ansatz, mith­il­fe eines Chat­bots den Sprach­en­er­halt der rätoro­man­is­chen Idiome zu sich­ern.

 

KI-gestützte Chatbots für Sprachenerhalt nutzen

Chat­bots sind mit­tler­weile ein wichtiger Bestandteil des alltäglichen Lebens gewor­den, sei es in der Beant­wor­tung von Kun­de­nan­fra­gen oder als dig­i­taler Assis­tent in Form von Gen­er­a­tiv­en KI-Tools wie Chat­G­PT. Diese dig­i­tal­en Hil­f­s­mit­tel kön­nen funk­tionale Dialoge in natür­lich­er Sprache führen. Im Bere­ich des Sprachen­ler­nens lässt sich dies nutzen, um die Mündlichkeit und aktive Sprachver­wen­dung zu fördern. Der Chat­bot von IdiomVoice ermöglicht Sprach­ler­nen­den erste ein­fache Dialoge in Sur­sil­van zu führen. Um ver­schiedene All­t­agssi­t­u­a­tio­nen üben zu kön­nen, ver­fügt der Chat­bot über mehrere Per­sön­lichkeit­en. Der oder die Ler­nende wird z.B. in die Sit­u­a­tion eines Restau­rantbe­such­es ver­set­zt, wobei der Chat­bot die Rolle des Kell­ners ein­nimmt. Das didak­tis­che Konzept mit der Def­i­n­i­tion der Per­sön­lichkeit­en wurde im Jahr 2024 in Zusam­me­nar­beit mit der PH Graubün­den erstellt. Am Ende des Pro­jek­ts wird der Chat­bot in das neue Lehrmit­tel «arva­por­tas» der PH Graubün­den inte­gri­ert und ergänzt es dadurch um notwendi­ge Übun­gen zur Mündlichkeit im Dia­log.

 

Daten bestimmen die Sprachqualität

Die Basis des Chat­bots ist ein KI-gestütztes Sprach­mod­ell. Derzeit ist kein Sprach­mod­ell in der gewün­scht­en Sprachqual­ität ver­füg­bar, weswe­gen im Pro­jekt zunächst ein neues Open-Access-Sprach­mod­ell entwick­elt wird. Dessen Qual­ität bemisst sich an der Qual­ität der (Sprach-)Daten, mit denen es trainiert wird – dem soge­nan­nten Kor­pus. Mith­il­fe der Part­ner kon­nten bere­its ver­schiedene sprach­liche Quellen in den Kor­pus inte­gri­ert wer­den. Um einen möglichst umfassenden und aktuellen Train­ingsko­r­pus zu haben, wur­den im Rah­men ein­er «Sprach­spende» all­t­agssprach­liche Sätze und Redewen­dun­gen gesam­melt. Die Aktion startete Ende 2024 mit einem Infor­ma­tion­s­stand am digi­di der Lia Rumantscha und lief einen Monat. Per Online-Umfrage kon­nten Muttersprachler:innen zu ver­schiede­nen Redean­lässen kurze Texte und Dialoge ver­fassen.

Im Jahr 2025 ist geplant, das Sprach­mod­ell zu trainieren sowie einen ersten Pro­to­typ des päd­a­gogis­chen Chat­bots zu entwick­eln. Da das Sprach­mod­ell open-access sein wird, ste­ht es für weit­ere wirtschaftliche Ver­w­er­tun­gen frei zur Ver­fü­gung. Die Ein­satzmöglichkeit­en wer­den im Anschluss an die Entwick­lungsphase im Jahr 2026 mit Stake­hold­ern aus dem Gemein­dewe­sen und Touris­mus evaluiert.

Die Entwick­lung von IdiomVoice ist möglich dank der finanziellen Unter­stützung durch das Bun­de­samt für Kul­tur (BAK), das Amt für Kul­tur des Kan­tons Graubün­den sowie den Fördervere­in der FH Graubün­den.

Drei Personen sitzen hinter einem mit einem blauen Tischtuch bedeckten Infostand der FH Graubünden. Sie lächeln in die Kamera. Auf dem Tisch stehen ein geöffneter Laptop mit einer Präsentation, mehrere Wasserflaschen und eine Reihe verpackter Müsliriegel. Im Hintergrund ist ein Banner mit der Aufschrift «Herzlich willkommen» sowie dem Logo der FH Graubünden zu sehen.
Auf­takt zur «Sprachspende»-Aktion mit Info­s­tand im EKZ City West Chur zur Samm­lung von all­t­agssprach­lichen Text­dat­en mit Hadri­an Decurtins, Nadine Ganz und Prof. Dr. Elke Schlote (v.l.n.r.)
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