Im Minor New Independent Media lernen die Studierenden neue und alternative Medien kennen und diskutieren redaktionelle, kommerzielle, technische und unternehmerische Themen. Nach einer Veranstaltung mit www.tsüri.ch verbringen die Studierenden einen Nachmittag mit Richard Höchner, einem der Mitgründer der www.republik.ch. Die Räumlichkeiten der Republik befinden sich im ehemaligen Hotel Rothaus an der Langstrasse in Zürich, einem 1891 erbauten Eckhaus, das früher als Gaststätte, Bordell, Hotel und Bar diente. 2017 wurde es zum Hauptquartier der Republik.
Richard empfängt die Studierenden in entspannter Atmosphäre und führt sie zur Bar. Der erste Halt: Kaffee. Die Studierenden versinken in den gepolsterten Eckbänken der Lounge, während Richard mit seiner Präsentation beginnt.
Alles beginnt von Neuem
Die Gruppe diskutiert den Medienwandel und dessen Auswirkungen auf den Journalismus, das Berufsbild des Journalismus und die Demokratie. Damit wird die Ausgangslage der Gründungsphase des Magazins beleuchtet, mit ihren zahlreichen Diskussionen, Ambitionen und Rückschlägen bei der Finanzierung und Entwicklung. Der Schlüssel zum Erfolg lag damals im Crowdfunding, wobei das Kampagnenvideo 13’845 Menschen bewegte, die sich nach zeitgenössischem Journalismus sehnten.
Eine klare Stimme im Informations-Lärm
Richard erläutert den Leitfaden des «Project R». Die Republik sieht ihre Aufgabe nicht mehr nur im Bereitstellen von Informationen, sondern auch in deren Einordnung und Aufarbeitung für die Leserschaft. Finanziell stützt sich die Republik ausschliesslich auf ihre Leserschaft. Aufgrund der Unabhängigkeit von Werbung vermeidet die Republik Clickbait-Journalismus und springt nicht sofort auf jeden News-Hype auf.
Der Medien-Start-up-Unternehmer betont, dass das «Project R» nicht nur von den veröffentlichten Beiträgen lebt, sondern vor allem von seinen Mitgliedern. Ein aktiver Dialog zwischen Autor:innen und den rund 26’000 Lesenden soll stattfinden, und Jahresabonnent:innen werden automatisch Teil der Community mit der Möglichkeit, den Genossenschaftsrat mitzuwählen.
Mehr Vielfalt = mehr Impact
Die Republik sieht sich oft mit dem Vorwurf konfrontiert, dass ihre Leserschaft hauptsächlich aus Akademiker:innen und finanziell Bessergestellten besteht. Die langen Beiträge zu komplexen Themen würden angeblich nur eine kleine Mehrheit ansprechen und nur einen Teil der demokratischen Gesellschaft nachhaltig informieren.
Richard reagiert darauf: «Wir möchten zwar eine harte Paywall behalten, aber gleichzeitig unsere Reichweite erhöhen. Denn um einen wirklichen gesellschaftlichen Impact zu haben, brauchen wir ein breiteres Zielpublikum.» Dieser Spagat stellt eine Herausforderung dar.
MMP-Expertise
Nach einem Rundgang verfolgen die Studierenden eine Sitzung des Teams Community+. Hauptthema ist der morgige Start der neuen Kampagne. Das Meeting wird spontan und flexibel geplant, wobei auch das Privatleben wie zum Beispiel Geburtstage Raum findet. Die Stimmung wirkt harmonisch. Richard weist aber darauf hin, dass andere Phasen wilder verlaufen.

Es ist Zeit
Nachdem das Team sich wieder der Arbeit zuwendet, holt Richard das Feedback der Studierenden zur Jubiläums-Kampagne ein. Diese wird grösstenteils positiv «abgesegnet». Eine Gruppe des Minor wird während des Semesters eine neue Kampagnenstrategie für die Republik ausarbeiten. Wer weiss, vielleicht wird dies die nächste grosse Republik-Kampagne. Mit dem Kopf voller neuer Denkanstösse und den Hosentaschen voller Gratis-Sticker verlassen die Studierenden die Festung der kleinen Rebellion. Während draussen die Langstrasse tobt, werden Zürichs Strassen durch heimreisende Studierende mit Stickern weiter «zugeklebt».