Die Grafik zeigt den Oberkörper einer Frau mit Kette. Sie trägt ein weisses T-Shirt. Die rechte Hand wird zum «Stopp-Signal» gehoben. Auf dem Bild ist zudem der Text «no hate» zu lesen.
No Hate (Grafik: Tanja Hess)

Projekt «Merkmale und Governance von Hassbildern» erfolgreich abgeschlossen: mit Citizen Science gegen Hassbilder

Franziska Oehmer-Pedrazzi
Die Mehrheit der Internetnutzenden berichtet davon, mit Hassbotschaften konfrontiert zu werden. Visueller Hass bspw. in Form von Memes, Fotos oder Karikaturen ist dabei besonders wirkungsvoll. Die FH Graubünden und die Université de Fribourg haben in einem Forschungsprojekt, gefördert vom Bakom, visuelle Hassbotschaften genauer untersucht und Governance-Massnahmen identifiziert.

Das Forschung­spro­jekt «Merk­male und Gov­er­nance von Has­s­bildern» analysierte die Ver­bre­itung von Has­s­bildern, deren Inhalte, ihre Ziele und Absender sowie mögliche Gov­er­nance-Mass­nah­men, um die visuelle Has­srede einzudäm­men.

 

Die Schweizer Bevölkerung forscht

Die Has­s­bilder wur­den im Rah­men eines Cit­i­zen-Sci­ence-Ansatzes gesam­melt: Vom 3. Feb­ru­ar bis zum 3. März 2023 wurde eine ein­monatige Kom­mu­nika­tion­skam­pagne durchge­führt, bei der die Schweiz­er Bevölkerung aufge­fordert wurde, dig­i­tale Has­s­bilder einzure­ichen. Die Analyse der Has­s­bilder zeigt: Neben den sozialen Medi­en wie X (vor­mals Twit­ter, 27.1%) oder Insta­gram (24.3%) wur­den auch bish­er wenig unter­suchte Plat­tfor­men als Ver­mit­tler von Has­s­bildern iden­ti­fiziert: So wur­den auch Has­s­bilder auf nutzer­basierten Ver­sand- und Kleinanzeigen­plat­tfor­men wie Ama­zon oder tutti.ch (7%) veröf­fentlicht, die über hohe Nutzungszahlen, aber nur geringe Melde- und Beschw­erdeop­tio­nen zu beden­klichen Inhal­ten für Nutzende ver­fü­gen. Beson­ders beun­ruhi­gend ist auch die Beteili­gung pub­lizis­tis­ch­er Medi­en an der Ver­bre­itung von Has­s­botschaften (10%). Trotz der meist kri­tis­chen Diskus­sio­nen in den beglei­t­en­den Artikeln tra­gen sie durch das Abbilden von Has­s­bildern zur ver­stärk­ten Reich­weite dieser Botschaften bei.

 

Hass greift vielfältig an

Die Studie kann zudem auch deut­lich machen, dass sich der Hass auf den analysierten Bildern über­wiegend gegen Per­so­n­en auf­grund ihrer Nation­al­ität (25%) richtet. Auch die Geschlecht­szuge­hörigkeit (21%) wurde diskred­i­tiert – ins­beson­dere wur­den dabei Trans­gen­der­per­so­n­en (10.5%) ange­grif­f­en. Auch Ein­stel­lun­gen und Posi­tio­nen wie bspw. im Ukrainekrieg, zum Kli­mawan­del oder zum Impfen stellen den Anlass von Anfein­dun­gen dar.

Die Hälfte der Has­s­bilder (50.7%) gren­zen andere Personen(gruppen) mit sach­lichen oder humoris­tis­chen Mit­teln aus. Genau so viele Has­s­bilder sind jedoch deut­lich aggres­siv im Ton. Davon weisen 14 Prozent auch strafrechtlich rel­e­vante Inhalte wie bspw. Aufrufe zum Mord auf.

Has­s­bilder wer­den in gle­ichem Masse durch ressourcenstarke Organ­i­sa­tio­nen wie bspw. Parteien, aber auch durch Indi­viduen gestreut. Auf­fal­l­end ist, dass sich Parteien, als ein­er der Grundpfeil­er von Demokra­tien, oder auch einzelne Politiker:innen an der Ver­bre­itung von Has­s­bildern beteili­gen.

Die Illustration zeigt eine weisse Figur mit rotem Superman-Cape vor gelbem Hintergrund, die sich bereit macht loszufliegen. Unter der Figur steht der Aufruf «Suche nach Hassbildern mit uns!»
Kam­pag­ne­nil­lus­tra­tion, mit der die Schweiz­er Bevölkerung aufge­fordert wurde, dig­i­tale Has­s­bilder für das Forschung­spro­jekt zu spenden (Illus­tra­tion: Aline Hafen)
 
Wirkung von Governance-Massnahmen

Die Studie unter­suchte zudem im Rah­men ein­er Befra­gung im Exper­i­men­talde­sign, wie ver­schiedene Gov­er­nance-Mass­nah­men die Ver­bre­itung von Has­s­bildern bee­in­flussen kön­nen. Zu den unter­sucht­en Gov­er­nance-Mass­nah­men zählen: gener­ische Coun­ter­bilder, die Hass all­ge­mein verurteilen; spez­i­fis­che Coun­ter­bilder, die inhaltliche und formelle Spez­i­fi­ka eines Has­s­bildes auf­greifen und gezielt kon­tern; empathis­che textliche Gegenrede sowie die Kennze­ich­nung von Has­s­bildern mit­tels eines «offiziellen» Warn­hin­weis­es (Label­ing). Die spez­i­fis­chen und gener­ischen Counter-Has­s­bilder wur­den durch Studierende des Stu­di­en­gangs Mul­ti­me­dia Pro­duc­tion der Fach­hochschule Graubün­den unter der Leitung von Tan­ja Hess und Andreas Mädler erstellt. Die Studie zeigt, dass empathis­che textliche Gegenrede sowie Coun­ter­bilder, die inhaltliche und gestal­ter­ische Spez­i­fi­ka eines Has­s­bildes auf­greifen, am wirk­sam­sten hin­sichtlich der Reduk­tion von Nutzen­den­in­ter­ak­tio­nen wie Liken, Teilen, externes Weit­er­leit­en oder pos­i­tives Kom­men­tieren sind. Gener­ische Coun­ter­bilder und Warn­hin­weise durch Plat­tfor­men sind hinge­gen weniger wirk­sam.

Das Pro­jekt wurde vom Bun­de­samt für Kom­mu­nika­tion gefördert. Erste Ergeb­nisse kon­nten bere­its in einem Fachjour­nal veröf­fentlicht wer­den:

Oehmer-Pedrazzi, F., & Pedrazzi, S. (2024). “An image hurts more than 1000 words?” Sources, chan­nels, and char­ac­ter­is­tics of dig­i­tal hate images. Com­mu­ni­ca­tions, 49(3), 421–443.

Counter-Has­s­bilder, die von FHGR-Studieren­den, für die Studie gestal­tet wur­den

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