Titelbild Kurzfilmprojekt «Trip to Liminality»

Trip to Liminality — Ein experimenteller Kurzfilm über den Schwellenzustand

Mick Vuillemier & Cyrill Boss
Menschen verändern sich. Im Tunnel der Veränderung, in der Dunkelheit vom Eingang bis zum Ausgang, ist jeder auf sich allein gestellt und steht vor der Herausforderung, sich von seinem bisherigen Selbst zu lösen und seine Identität neu zu erfinden. Wir alle erleben diese Phase an vielen Punkten in unserem Leben, ohne zu wissen, dass diese Schwelle des Dazwischen einen Namen trägt: Liminalität.

Lim­i­nal­ität ist der Kern von Verän­derung. Es beschreibt eine Schwelle, eine Kreuzung des Lebens, die man antrifft als­bald man seinen Aus­gangspunkt ver­lassen hat, jedoch noch nicht an sein­er Des­ti­na­tion angekom­men ist.

Ein Konzept, das im ver­gan­genen Jahrzehnt erneut an Pop­u­lar­ität gewann. In der Form von «Lim­i­nal spaces» blühte der Begriff erneut in den Weit­en des Inter­nets auf und wei­ht eine ganze Gen­er­a­tion in das Konzept der Lim­i­nal­ität ein. Lim­i­nal spaces sind die räum­liche Man­i­fes­ta­tion des Über­gangs. Hotels, Zug­wag­gons, Trep­pen­häuser und lange Kor­ri­dore – alles Schwellen­räume, die wed­er Start noch Ziel ein­er Reise darstellen.

Leere Bahnhofshalle Flughafen Zürich
Bahn­hof­shalle im Flughafen Zürich by Night

Durch diese leicht unheim­lichen Fotos von Räu­men, die einem trotz­dem selt­sam ver­traut­en vorkom­men, fan­den auch wir unseren Ein­stieg in die Welt der Lim­i­nal­ität. Das gemein­same Inter­esse bün­delte sich schliesslich zum Vorhaben, dieses Konzept in einem exper­i­mentellen Kurz­film audio­vi­suell darzustellen. Wir fol­gen dabei Diane, ein­er gestressten und frus­tri­erten Busi­ness-Frau, die eine entschei­dende Verän­derung in ihrem Leben durch­lebt. Das Ganze spielt sich nicht zufäl­lig in einem der meist fre­quen­tierten Lim­i­nal spaces über­haupt ab: einem Flughafen.

Im Konzept der Lim­i­nal­ität gibt es keine Weggefährt:innen. Entsprechend war es für unseren Film klar, diese Tat­sache als Stilmit­tel einzuweben. Wenn jed­er seine eigene Verän­derung für sich durch­leben muss, wür­den das Zuschauende auch so durch­leben müssen. Um dieses Konzept vom Bild­schirm auf die echte Welt über­sprin­gen zu lassen, müsste das Pub­likum so viel Platz wie möglich für ihre eige­nen Gedanken haben. Visuelle Reize eines klas­sis­chen Films emp­fan­den wir deshalb als unpassend. Diane bleibt somit unsicht­bar.

Min­destens genau­so wichtig wie ein sorgfältig erschaf­fenes visuelles Erschei­n­ungs­bild war uns eine ein­deck­ende Klan­gat­mo­sphäre. Genau wie die Lim­i­nal spaces eine ganz klare visuelle Ästhetik aufweisen, so trans­portiert auch die audi­tive Ebene ganz klare Attribute. Man fühlt sich diesen Räu­men aus­geliefert, jedoch auf eine Art und Weise, die teils mit ein­er Wärme und unerk­lär­lichen Ver­trautheit ein­herge­ht. So kommt es, dass atmo­sphärische, hal­lende Klänge mit ein­er gewis­sen unan­genehmen Nos­tal­gie die Zuschauen­den in eine audio­vi­suelle Erfahrung ein­hüllen.

Lim­i­nal­ität ist all­ge­gen­wär­tig. Auch jet­zt befind­est du dich in einem «Lim­i­nal state». Ihr Ursr­pung: Eine Real­ität, in der du diese Seite noch nicht aufgeschla­gen hast. Dein Ziel: Diesen Bericht fer­tig gele­sen zu haben. Dein momen­tan­er Stand: Eine Schwelle zwis­chen Anfang und Ende, ein Raum dazwis­chen – Lim­i­nal­ität.

Neugierig gewor­den? Schau dir den Kurz­film unter www.digezz.ch/trip-to-liminality/ an.

See you on the oth­er side!

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