Liminalität ist der Kern von Veränderung. Es beschreibt eine Schwelle, eine Kreuzung des Lebens, die man antrifft alsbald man seinen Ausgangspunkt verlassen hat, jedoch noch nicht an seiner Destination angekommen ist.
Ein Konzept, das im vergangenen Jahrzehnt erneut an Popularität gewann. In der Form von «Liminal spaces» blühte der Begriff erneut in den Weiten des Internets auf und weiht eine ganze Generation in das Konzept der Liminalität ein. Liminal spaces sind die räumliche Manifestation des Übergangs. Hotels, Zugwaggons, Treppenhäuser und lange Korridore – alles Schwellenräume, die weder Start noch Ziel einer Reise darstellen.

Durch diese leicht unheimlichen Fotos von Räumen, die einem trotzdem seltsam vertrauten vorkommen, fanden auch wir unseren Einstieg in die Welt der Liminalität. Das gemeinsame Interesse bündelte sich schliesslich zum Vorhaben, dieses Konzept in einem experimentellen Kurzfilm audiovisuell darzustellen. Wir folgen dabei Diane, einer gestressten und frustrierten Business-Frau, die eine entscheidende Veränderung in ihrem Leben durchlebt. Das Ganze spielt sich nicht zufällig in einem der meist frequentierten Liminal spaces überhaupt ab: einem Flughafen.
Im Konzept der Liminalität gibt es keine Weggefährt:innen. Entsprechend war es für unseren Film klar, diese Tatsache als Stilmittel einzuweben. Wenn jeder seine eigene Veränderung für sich durchleben muss, würden das Zuschauende auch so durchleben müssen. Um dieses Konzept vom Bildschirm auf die echte Welt überspringen zu lassen, müsste das Publikum so viel Platz wie möglich für ihre eigenen Gedanken haben. Visuelle Reize eines klassischen Films empfanden wir deshalb als unpassend. Diane bleibt somit unsichtbar.
Mindestens genauso wichtig wie ein sorgfältig erschaffenes visuelles Erscheinungsbild war uns eine eindeckende Klangatmosphäre. Genau wie die Liminal spaces eine ganz klare visuelle Ästhetik aufweisen, so transportiert auch die auditive Ebene ganz klare Attribute. Man fühlt sich diesen Räumen ausgeliefert, jedoch auf eine Art und Weise, die teils mit einer Wärme und unerklärlichen Vertrautheit einhergeht. So kommt es, dass atmosphärische, hallende Klänge mit einer gewissen unangenehmen Nostalgie die Zuschauenden in eine audiovisuelle Erfahrung einhüllen.
Liminalität ist allgegenwärtig. Auch jetzt befindest du dich in einem «Liminal state». Ihr Ursrpung: Eine Realität, in der du diese Seite noch nicht aufgeschlagen hast. Dein Ziel: Diesen Bericht fertig gelesen zu haben. Dein momentaner Stand: Eine Schwelle zwischen Anfang und Ende, ein Raum dazwischen – Liminalität.
Neugierig geworden? Schau dir den Kurzfilm unter www.digezz.ch/trip-to-liminality/ an.
See you on the other side!