Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer. Das sagte einst der amerikanische Politiker Hiram Johnson. Obschon dieses Zitat aus der Zeit des Ersten Weltkriegs stammt, ist es noch heute aktuell.
Journalist:innen in Krisen- und Kriegsgebieten sind dafür verantwortlich, dass Rezipierende über das Geschehen vor Ort im Bilde sind, sich informieren können und die Wahrheit erfahren. Durch ihre Berichterstattung über Krisen, Konflikte und Kriege sollen historische Momente für zukünftige Generationen festgehalten werden. Augenzeugenberichte können dabei ein hilfreiches Mittel für Recherchen und Einblicke in das Geschehen vor Ort sein. Doch genau diese müssen mit grosser Vorsicht betrachtet und verwendet werden.
Durch neue Technologien und Plattformen nimmt sogenannter User Generated Content immer mehr Raum ein. Im Internet kursieren private Bilder und Videos, die unter die Haut gehen. Auf den sozialen Medien treiben sich aber schon lange nicht mehr nur Student:innen und Hobbyfotograf:innen herum. Alle möglichen Institutionen und Akteur:innen sind auf den Plattformen unterwegs und folgen einer eigenen Agenda.
Sind die Augenzeugenberichte also überhaupt echt? Mit welchen Zielen wurden sie formuliert und auf den sozialen Medien publiziert? Und wer ist überhaupt die publizierende Person? Fragen über Fragen, die sich die Journalist:innen vor Ort stellen müssen. Aus all diesen resultierte folgende Forschungsfrage für die Thesis:
In welcher Weise nutzen Journalist:innen in Krisen- und Kriegsgebieten Augenzeugenberichte und wie haben die sozialen Medien ihren Umgang damit verändert?
Diese Frage wurden mit einer ausführlichen Literaturrecherche über Krisen- und Kriegsberichterstattung, Veränderungen und Verantwortung im Journalismus sowie sechs Expert:inneninterviews mit Personen aus unterschiedlichen Bereichen der Praxis und der Wissenschaft beantwortet.
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Chancen und Gefahren von Augenzeugenberichten und zeigt auf, welchen Herausforderungen sich Journalist:innen stellen, die aus den besagten Gebieten berichten. Es geht um Leitlinien, Transparenz und Verifikationsmethoden. Zudem greift die Arbeit die Frage nach der Verantwortung bezüglich der Medienkompetenz von Rezipierenden auf und unterstreicht die Gatekeeper-Funktion von qualitativem Journalismus.
Neben der Thesis entstand im Lehrprojekt ein Film über Journalist:innen, die selbst in Krisen- und Kriegsgebieten auf der ganzen Welt unterwegs waren und noch immer sind. Sie tragen dazu bei, dass die Gesellschaft, die Stimmen der Menschen aus den Gebieten und deren Geschichten hören, sehen und lesen kann.
Im Film «Vor Ort — Zwischen Schlagzeilen und Schicksalen» werden vier renommierte Schweizer Journalist:innen vorgestellt. Sie sprechen über Herausforderungen, ihr Umfeld und darüber, wie wichtig qualitativer Journalismus ist. Sie lassen uns in ihr Schaffen eintauchen. Dabei erzählen sie Bewegendes, Lehrreiches und Privates.
Link zum Lehrprojekt: https://www.youtube.com/watch?v=rDfEXzfYxgY&feature=youtu.be